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Maschinen arbeiten, wenn Nieren versagen

27. Juli 2023

Ob 30 oder 92 Jahre alt – viele Tiroler:innen sind auf Dialyse angewiesen. Dreimal pro Woche erfüllt die Nierenersatztherapie lebenswichtige Aufgaben. Warum ambulante Zentren so wichtig für Dialysepatientinnen und -patienten sind, erklärt Diplomkrankenpfleger Martin Krismer.

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Wenn die Nieren nicht richtig funktionieren, sind Menschen meist ein Leben lang auf Maschinen angewiesen: vier Stunden, fast jeden zweiten Tag. Seit 15 Jahren betreut Martin Krismer Betroffene bei der sogenannten „Blutwäsche“. Der Pflegedienstleiter des Dialysetrainingszentrums (DTZ) Innsbruck gibt Einblick in die alltäglichen Herausforderungen der Patientinnen und Patienten.

Wofür sind unsere Nieren gut?

Zu den wichtigsten Funktionen der Nieren gehört das Entgiften und Ultrafiltrieren, also das Produzieren von Harn. Außerdem regulieren sie Elektrolyt- und Basenhaushalt, Blutdruck und Hormone. Sind diese Organe geschädigt, können Menschen nicht mehr richtig ausscheiden oder Giftstoffe abbauen.

Was passiert während einer Dialysebehandlung?

Über einen Gefäßzugang (Shunt oder Venenkatheder) leiten wir das Blut in das Dialysegerät und wieder zurück in den Körper. Dieses spezielle Verfahren reinigt das Blut. Das nennt man Hämodialyse, also Blutwäsche.

Ersetzt die Dialyse alle Nierenfunktionen?

Das Verfahren befreit in erster Linie von überschüssigem Wasser und Giftstoffen. Um Hormone und Blutdruck zu regulieren sind meist zusätzlich Medikamente notwendig.

Nur sehr wenige Erkrankte kommen für eine Nierentransplantation in Frage. Die meisten benötigen eine chronische Dialysebehandlung.

Welche Patientinnen/Patienten sind auf Dialyse angewiesen?

Momentan ist der jüngste Patient in unserem Zentrum Mitte 30. Der älteste Mann, den wir betreuen, ist 92 Jahre alt. Meist sind Hypertonie (Bluthochdruck) oder Diabetes Melitus („Zuckerkrankheit“) Ursachen für den Abbau der Nierenfunktion. Aber auch genetische Ursachen, hohes Alter oder ein allgemein ungesunder Lebensstil können zu einer Schädigung führen.

Wie kann man sich die ambulante Therapie im DTZ Innsbruck vorstellen?

Unsere Patientinnen und Patienten kommen mit einem von uns organisierten Krankentransport. Zuerst wiegen wir sie, um das sogenannte „Nassgewicht“ zu bestimmen. Das ist wichtig, um die Behandlung an die Person anzupassen. Danach legen wir die Leitung zum Dialysegerät und überwachen Blutdruck und Puls. Am Schluss wiegen wir erneut und dokumentieren das „Trockengewicht“. Anschließend können die zu behandelnden Personen wieder nach Hause.

Eine Standardtherapie dauert vier Stunden, an drei Tagen pro Woche. Patientinnen und Patienten haben in der Regel fixe „Schichten“ an festgelegten Behandlungstagen.

Wo können sich Betroffene in Tirol behandeln lassen?

Das Dialysetrainingszentrum (DTZ) hat Standorte in Innsbruck, Zams und Schwaz. Zusätzlich führen die Klinik Innsbruck, die Krankenhäuser in Reutte, Kufstein, St. Johann und Lienz und das PHV-Dialysezentrum Thiersee chronische Behandlungen durch.

Bis zu 12.000 Behandlungen jährlich führt das DTZ Innsbruck durch. Insgesamt gibt es an diesem Standort 84 Behandlungsplätze. 21 Personen können gleichzeitig dialysiert werden.

Betroffene verbringen meist vier Stunden am Dialysegerät. Welche Services bietet das Zentrum während dieser Zeit?

Am Vormittag servieren wir ein kleines Frühstück, am Nachmittag gibt’s eine Jause. Sie können Fernsehen, Radio hören oder ihre mobilen Geräte mitbringen – es gibt kostenloses WLAN. Manche schlafen auch einfach während der Behandlung.

Können Dialysepatientinnen und -patienten verreisen?

Mit etwas Organisationsaufwand ist das kein Problem. Bevor Betroffene ein Hotelzimmer buchen, müssen sie allerdings den Dialyseplatz im Auslandszentrum fixieren und uns Bescheid geben. Wir organisieren dann den Befundaustausch und Abrechnungen mit den Krankenkassen. Je nach Einrichtung oder Land, entsteht manchmal ein Selbstbehalt. Unsere Zentren in Schwaz und Zams bieten ebenfalls Urlaubsdialysen für Gäste an.

Wie ist es für dich als Pflegekraft in einem Dialysezentrum zu arbeiten?

Ich arbeite sehr gerne in diesem Bereich. Wir Pflegenden haben hier keine Nachtdienste und jeden Sonntag frei. Außerdem entstehen persönlichere Beziehungen mit den Patientinnen und Patienten, da sie dauerhaft bei uns sind. Man lernt sich kennen und macht auch Späße.

Für den Dialysebereich benötigen Pflegepersonen eine Zusatzqualifikation. Nach Antritt der Arbeitsstelle müssen sie die einjährige Ausbildung innerhalb von fünf Jahren abschließen. Die Kosten dafür trägt das DTZ.

Dialyse Trainings-Zentren: Standort Innsbruck

DTZ Dialyse Trainings-Zentren Austria
Franz-Fischer-Straße 13
6020 Innsbruck
Österreich

Kontakt
Martin Krismer
Tel: +43 (0) 512 57 85 52
Mail: martin.krismer@dtzaustria.at